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Erste Periode der Neuzeit.
tert nämlich, daß, wenn ein Bischof oder Prälat zur protestantischen Kirche überginge, seine Pfründe ihm nicht bleiben, sondern wieder mit einem Katholiken besetzt werden sollte. Obgleich die Protestanten heftig widersprachen, wurde diese Frage doch in katholischem Sinne entschieden.
12. Karls Y. Abdankung und Tod.
Nach einer langjährigen Regierung sah sich Kaiser Karl in allen seinen Hoffnungen bitter getäuscht; alle seine Pläne waren gescheitert. Weder die Erhebung der Kaisermacht zu altem Glanze, noch die Beschränkung der päpstlichen Gewalt, noch die Demütigung Franz I. von Frankreich oder des türkischen Sultans, noch die Erwählung seines Sohnes Philipp zum römischen Kaiser, noch die Wiedervereinigung der getrennten Religionsparteien war ihm gelungen. Er hatte viel unternommen in seinem thatenreichen Leben, war während seiner Regierung neunmal in Deutschland, sechsmal in Spanien, siebenmal in Italien, zehnmal in Flandern, viermal in Frankreich, zweimal in England, zweimal in Afrika gewesen und hatte viermal die Nordsee, achtmal das Mittelmeer durchschifft. Obschon er in den Besitz bedeutender Gold- und Silbergruben jenseits des Oceans kam, so befand er sich doch fortwährend in Geldverlegenheit?) Seine Niederlage in dem Augsburger Religionsfrieden, fein vorgerücktes Alter, seine zunehmenden körperlichen Leiden und die Reue über seine Sünden veranlaßten ihn, einen längst gehegten Plan zur Ausführung zu bringen und sich von der Welt zurückzuziehen. Nachdem er seinem Sohne Philipp das Königreich Mailand und Neapel abgetreten hatte, berief er 1555 die niederländischen Stände nach Brüssel, schilderte ihnen in einer würdigen Rede, was er während feiner langen Regierung gethan und erstrebt, und übertrug feinem Sohne die Krone der Niederlande mit Burgund. Feierlich ermahnte er denselben, seinem Volke ein weiser und gerechter Herrscher zu fein, und nahm ihm vor den Ständen das Versprechen ab, in fernen
*) Karl hatte von dem reichen Anton Fugger in Augsburg einmal 800 000 Goldgulden erhalten. Als er den reichen Banquier besuchte, nährte dieser das Kaminfeuer mit Zimt und warf die kaiserliche Verschreibung hmein. Für diese großmütige Verschwendung erhielt Artton Fugger die Grasenwürde uni) die ausgedehntesten Privilegien des Seehandels, der Bergwerke, Münzen u. s. w. A. Fugger und Bartholomäus Welser liehen 1531 dem Kaiser zwölf Tonnen Gold.
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§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich. 55
2. Die Religionskriege in Frankreich.
In Frankreich wurden die Anhänger der Reformation vielfach bedrückt und verfolgt, obwohl schon im 13. Jahrhundert bedeutende Bewegungen, namentlich im Süden, gegen die römische Kirche entstanden waren und den Beweis geliefert hatten, daß eine Besserung der Kirche
an Haupt und Gliedern notwendig sei. Die theologische Fakultät der
Universität Paris erklärte 1521 Luther für einen Ketzer und befahl, seine Schriften zu verbrennen. Der königliche Rat Louis de Berquin, welcher unter Franz I. offen für die evangelische Lehre thätig war, wurde von der Sorbonne verurteilt. König Franz konnte seinen Freund nicht retten und mußte es erleben, daß derselbe 1529 in Paris verbrannt wurde. Calvin mußte 1533 die Flucht ergreifen und fand in der Schweiz eine Zufluchtsstätte, von wo aus er auf die Ausbreitung der Reformation in Frankreich höchst günstig einwirkte. Immer zahlreicher wurden hier ihre Anhänger, die man spottweise Hugenotten (Nachtgespenster) nannte, nach einem alten König Hugo, dessen Geist der Volkssage nach bei Tours nächtlich umherwandeln sollte, wo sie sich heimlich versammelten.
Man betrachtete die Reformierten in Frankreich sowohl unter Franz I. (1515—1547)*), als auch unter Heinrich Ii. (1547—1559) als Aufrührer und verfolgte sie fortwährend. Insbesondere waren Katharina von Medicis, Heinrichs ränkesüchtige Gemahlin (§ 7, 13), und dessen Freundin Diana von Poitiers, welche der König zur Herzogin von Valentinois erhob, den Reformierten abgeneigt. Sie hatten die Versammlungen derselben öfter überfallen und stören lassen, viele eifrige Anhänger der protestantischen Lehre dem Beile des Henkers überliefert und den König zur Ausrottung der Ketzerei gewonnen, welche derselbe auch später dem Könige Philipp Ii. von Spanien gelobte. Der Tod hinderte ihn, sein Versprechen zu erfüllen. Als er 1559 die Vermählung seiner Tochter Elisabeth mit
*) Franz I. dessen Schwester Margarete
1515—1547. Gem. Heinrichs, Königs v. Navarra.
I I
Heinrich Ii. 1547—1559. Johanna d'albret,
— ~----------------------------- Gem. Antons von Bourbon.
Franz Ii. Karl Ix. Heinrich Iii. |
1559—1560. 1560—1574. 1574—1689. Heinrich Iv. 1589—Mo.
|
Ludwig Xiii. 1610—1643.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Paris Paris Schweiz Frankreich Frankreich Spanien Navarra
§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich.
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rina ihnen 1570 Gewissensfreiheit, gleiche bürgerliche Rechte, öffentlichen Gottesdienst, mit Ausnahme von Paris, und zu ihrer Sicherheit vier Festungen einräumte. Die katholische Partei aber gedachte durch Verrat und Meuchelmord zu erreichen, was das Waffenglück ihr versagt hatte.
König Karl Ix. hatte sich 1570 mit des deutschen Kaisers Maximilian Ii. Tochter Elisabeth vermählt und sich den Protestanten gütig erwiesen. Coligny stieg in der Gunst des Königs so sehr, daß er den Guisen und der Königin-Mutter gefährlich zu werden drohte. Sie beschlossen daher, sich seiner zu entledigen, und entblödeten sich nicht, einen Meuchelmörder zu dingen, welcher 1572 auf den Admiral schoß, aber ihn nur am rechten Arm verwundete. Katharina sann nun auf eine furchtbare That, um ihr Ziel zu erreichen.
Die Bartholomäusnacht 1572. Damals waren die Häupter der Hugenotten in Paris, um der Vermählung des Königs Heinrich von Navarra mit Karls Schwester Magareta beizuwohnen. Die Hochzeit war mit königlicher Pracht vollzogen, aber durch das Attentat auf Coligny unangenehm unterbrochen worden. Die Anwesenheit der vornehmsten Hugenotten wollte jetzt die tückische Katharina dazu benutzen, die Ketzer mit einem Schlage zu vernichten. Sie erfüllte insgeheim ihren Sohn mit schauderhaften Bildern von den geheimen Anschlägen Colignys und der Hugenotten gegen die königliche Familie und überredete den heftigen, leicht erregbaren König zu dem verruchten Mordbefehle, welcher allen Hugenotten in einer Nacht das Leben kosten sollte. Der König schwor einen feierlichen Eid, es dürfe kein Hugenotte in Frankreich am Leben bleiben, und die Vorkehrungen zu dem verabredeten Bürgermord wurden so geheim gehalten, daß kein Reformierter etwas davon erfuhr. Der festgesetzte Abend des 23. August erschien. Je näher die verhängnisvolle Stunde der grauenhaften That kam, desto größere, nie verspürte Herzensangst quälte den König; vergeblich sprach ihm Katharina Mut zu. Wie ein vom bösen Gewissen Geplagter eilte Karl hin und her und konnte sich nicht fassen. Endlich gelang es der Königin-Mutter mit List und Gewalt, daß er den Befehl zum Läuten der Glocke des Louvre, welche das Zeichen zum Beginne des Mordes geben sollte, wirklich erteilte. Zitternd und zagend harrte die königliche Familie in banger Ahnung des Ausgangs; ein Schuß unterbrach die unheimliche Stille. In dieser Herzensangst wünschte sie den heillosen Befehl nicht gegeben zu haben; allein es war zu spät. Sobald die Glocke des Louvre zum unheiligsten Werke ertönte, besetzten 300 Bewaffnete unter dem Herzog von Guise und dem Grafen von Angoultzme das Haus
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§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich. 59
mit den Hugenotten, worin ihnen Glaubensfreiheit gewährt und Gottesdienst in La Rochelle, Montauban und Nimes zugestanden wurde. Karl Ix. hatte seit jener Schreckensnacht des 24. August keine Ruhe mehr. Heftige Gewissensbisse peinigten fortwährend den schuldbeladenen König, der vergeblich in den wildesten Vergnügungen Zerstreuung suchte. Schreckliche Träume raubten ihm den Schlaf, und innere Angst verzehrte seine Kraft. So starb er 1574 im 24. Lebensjahre in dem bedauernswertesten Zustande.
Karls Bruder Heinrich Iii. (1574—1589) kehrte sogleich aus Polen zurück und übernahm die französische Krone. Er war eitel, putzsüchtig und leichtsinnig, ging mit schlechten Menschen um und gab sich mit seinen Hunden, Affen und Papageien mehr ab, als mit den Regierungsgeschäften. Die Guifen strengten unter seiner Herrschaft alle ihre Kräfte an, den Thron nach seinem Tode an ihre Familie zu bringen. Sie rühmten sich, zu ihren Ahnen von väterlicher Seite Gottfried von Bouillon zählen zu können, von mütterlicher Seite von einer Tochter Karls des Großen abzustammen. Der von ihnen gestiftete Bund, welcher nach der Bestätigung durch den Papst die heilige Ligue genannt wurde, trat kräftig auf und bezweckte nicht bloß die Ketzer in Frankreich auszurotten, sondern auch den König zu verdrängen und Heinrich von Navarra, welcher wieder protestantisch geworden war und als Abkömmling Ludwigs Ix.*) die nächsten Ansprüche an den Thron hatte, davon auszuschließen. Es entstand ein neuer Kampf, der Krieg der drei Heinriche, da Heinrich Iii., Heinrich von Navarra und Heinrich von Guife an der Spitze der streitenden Parteien standen. Paris erklärte sich gegen den König und belagerte ihn 1588 im Louvre, aus dem er mit Mühe entwich. Er mußte sich mit dem anmaßenden Heinrich von Guise^ welchen die katholische Partei vergötterte, vergleichen, ließ ihn aber, um sein Ansehen zu retten, mit seinem Bruder, Kardinal Ludwig von Guise, ermorden und die einflußreichsten Männer der Guiseschcn Partei verhaften. Dieser Doppelmord hatte eine große Ausregung in ganz Frankreich zur Folge. Paris geriet in eine fieberhafte Gärung, welche von fanatischen Priestern und Volksrednern noch mehr genährt wurde. Katharina von Medicis, die Urheberin alles Unheils, starb 1589 vor Angst, als sie vernahm, daß ihr
-) Das Haus Valois stammte von dem älteren, die Bourbonen, zu denen Heinrich von Navarra gehörte, von dem jüngeren Sohne Ludwigs Ix. ab.
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§. 3, 2. Die Religionskriege in Frankreich.
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ausführte. Sofort verließ ihn ein großer Teil des königlichen Heeres, und Heinrich mußte Paris aufgeben. Der Krieg dauerte fort, zunächst gegen einen andern Thronbewerber, Karl von Bourbon, der in der Schlacht bei Jvry 1590 besiegt wurde, dann auch gegen Spanien, da dieses Hilfstruppen gegen Heinrich sandte und Philipp daran dachte, feine Tochter Jfabella auf den französischen Thron zu erheben. Endlich, da zwar der größte Teil des Landes sich unterworfen hatte, die Hauptstadt Paris aber trotz einer entsetzlichen Hungersnot, welche infolge der Belagerung in ihren Mauern herrschte und 13 000 Menfchen hinraffte, an die Übergabe nicht dachte, entschloß sich Heinrich Iv. mit schwerem Herzen, um dem zerrütteten Lande den ersehnten Frieden zurückzugeben, zur katholischen Religion überzutreten. 1594 öffnete ihm nun Paris die Thore, und ein Jahr später erteilte ihm auch der Papst die Absolution. Heinrich ward jetzt von allen Parteien als rechtmäßiger König von Frankreich, anerkannt.
Die durch seinen Übertritt zur römischen Kirche schwer gekränkten Hugenotten versöhnte er durch das berühmte Edikt von Nantes 1598. In demselben ordnete er an. daß in allen Städten Frankreichs öffentlich protestantischer Gottesdienst gehalten werden dürfe, wo er 1586 und 1587 bestanden habe; für andere Städte und Dörfer traten beschränkende Bestimmungen ein. In Paris und an dem Hoflager sollte kein protestantischer Gottesdienst sein; doch sollten die Protestanten daselbst ungehindert wohnen und in der Nähe Gottesdienst halten dürfen. Sie erhielten gleiche bürgerliche Rechte wie die Katholiken, sollten aber den katholischen Geistlichen den Zehnten entrichten.
Heinrichs ganzes Streben während seiner 21jährigen Regierung war darauf gerichtet, das in vielfacher Beziehung zerrüttete Frankreich zu heben, und unter feinen Unterthanen Wohlstand und gute Sitte zu begründen. Vor allem suchte er den Rechtszustand und die öffentliche Sicherheit wieder herzustellen, da zahllose Räuberbanden die Reisenden übersielen und plünderten. Die Steuern und Abgaben wurden beschränkt, Erpressungen der Großen streng verboten, das stehende Heer vermindert, Ackerbau, Handel und Gewerbe gefördert. Zu diesem Behufe ließ Heinrich Straßen und Kanäle bauen, die Seidenzucht einführen und armen Landleuten die rückständigen Steuern schenken. Sein Wille war, daß jeder Bauer des Sonntags ein Huhn im Topfe habe.
Mit Hilfe seines gewissenhaften und thätigen Jugendfreundes^
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Erste Periode der Neuzeit.
des Barons von Rosny, welchen er für seine treuen Dienste zum Herzog von Sully erhob und zum Finanzminister ernannte, gelang es ihm, die zerrütteten Staatsfinanzen zu verbessern, und durch Strenge, weise Sparsamkeit und genaue Aufsicht wurden die Unterschleife der Beamten unmöglich gemacht. Nach zehn Friedensjahren war die Staatsschuld aus 50 Millionen herabgesunken, obwohl die Steuern vermindert und 20 Millionen rückständiger Abgaben erlassen worden waren. Sully erwarb sich um seinen König und sein Vaterland durch seine vorzügliche Verwaltung große Verdienste und ward des Königs redlichster und vertrautester Freund, der es ihm selbst nachsah, wenn er gerade und offen aussprach, wo der König unrecht gehandelt hatte.
Nachdem Frankreich im Innern wieder kräftig und tüchtig geworden war, dachte Heinrich daran, das spanisch-östreichische Haus zu demütigen und einen allgemeinen Weltfrieden zu begründen. Er stand eben im Begriffe, seine Pläne gegen das Haus Habsburg ins Werk zu setzen, da traf auch ihn der Dolch eines Meuchelmörders?) Er war gerüstet, mit einem Heere nach Deutschland aufzubrechen, und feine Gemahlin eben als Regentin öffentlich ausgerufen und gekrönt worden, damit sie während feiner Abwesenheit die Regentschaft führe. Heinrich hatte sich Sully gegenüber wider diese Krönung ausgesprochen. „Lieber Freund," sprach er, „diese Krönung mißlingt mir. Mein Herz weissagt mir Unglück. Meine Feinde haben nur noch ein Mittel gegen mich — sie werden mich umbringen. Bei Gott, ich komme nicht mehr aus dieser Stadt!" Indes war die Krönung glücklich vorübergegangen, allein vergeblich bemühte sich Heinrich, die trübe Stimmung zu verscheuchen. Eines Nachmittags wollte er Sully besuchen. In einer engen Straße nötigten zwei Lastwagen, welche die Straße versperrten, den königlichen Wagen zu halten. Während die Diener sich bemühen, Platz zu machen, steigt Franz Ravaillac aus das Rad und ersticht den König (1610). In wenigen Minuten war Heinrich eine Leiche. Der Mörder ließ sich binden und fortführen und gab als Grund seiner Schandthat an, er halte den König für einen Tyrannen und Feind der katholischen Religion. Mit ausgesuchten Martern ward das Todesurteil an Ravaillac vollzogen, welcher trotz der Folter feine Mitschuldigen bekannte. Gauz Frankreich trauerte bei der Nachricht
*) Bald nach seinem zweiten Übertritt hatte ein Jesuitenschüler bereits einen Mordversuch gegen ihn gemacht.
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Erste Periode der Neuzeit.
vertreiben und sich zu behaupten, besonders da nach Alexanders Tode (1592) untüchtige Statthalter die Führung des Krieges übernahmen. 1609 mußte Spanien den sieben nördlichen Provinzen der Niederlande: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Friesland, Oberyssel und Groningen, einen zwölfjährigen Waffenstillstand gewähren, nach welchem jeder Teil behielt, was er besaß. Nach Ablauf desselben versuchten die Spanier noch einmal das Kriegsglück, vermochten aber die Unabhängigkeit der Niederlande nicht mehr zu stören, welche im westfälischen Frieden 1648 allgemein anerkannt ward.
Philipp Ii. von Spanien hatte außer dem Grame über den Verlust der unüberwindlichen Flotte und der nördlichen Provinzen der Niederlande auch häusliches Leid genug zu ertragen. Er war viermal vermählt. Seine erste Gemahlin war Maria von Portugal. Ihr Sohn, der störrische, unbändige Don Karlos, zeigte schon in früher Jugend eine unnatürliche Hartherzigkeit und war dem eigenen Vater gram. Seinen Oheim Don Juan d'austria, der auf seine herrschsüchtigen Pläne nicht einging, hatte Don Karlos niederschießen wollen, den Herzog von Alba drohte er niederzustechen, als derselbe Statthalter der Niederlande geworden war, und gegen den den eigenen Vater scheint er.dinge im Schilde geführt zu haben, welche, feiner Herrschsucht entsprungen, ein schlimmes Licht auf feinen Charakter werfen mußten und seine Einkerkerung nach sich zogen. Nach sechsmonatlicher Haft starb er 1568 im Gefängnis. Seine Mutter Maria von Portugal war schon wenige Tage nach der Geburt ihres Sohnes gestorben. Philipp hatte sich 1554 mit der Königin Maria von England zum zweiten Male vermählt. Je eifriger sich aber Maria ihrem Gemahle durch blutige Ketzerverfolgungen zugethan zeigte, desto gleichgültiger ward Philipp, und schon nach einem Jahre verließ er sie. Maria schrieb die zärtlichsten Briese an ihren kalten, hartherzigen Gatten, sandte Geld, das sie dem Schweiße ihrer Unterthanen abgepreßt hatte, und vermochte doch nicht die Gleichgültigkeit Philipps zu ändern. Bereits nach 4 Jahren starb die englische Königin an der Wassersucht, vom Volke mit dem Namen „blutige Maria" gebrandmarkt. Schon im folgenden Jahre heiratete Philipp die schöne Elis ab eth, eine Tochter des französischen Königs Heinrich Ii. Sie war, wie erzählt wird, dem Don Karlos bestimmt, und der Umstand, daß der Vater die dem Sohne zugedachte Prinzessin zu seiner Gemahlin erhob, soll das Mißverhältnis zwischen Philipp und dem letzteren noch ärger gemacht haben. Vergebens versuchte die sanfte, herzensgute Königin Elisabeth eine Aussöhnung
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Erste Periode der Neuzeit.
lers emporgeschwungen hatte und des Königs Leidenschaftlichkeit wohl zu zügeln verstand, aber auch in Luxus und Wohlleben mit ihm wetteiferte.
Als die evangelische Lehre im Vaterlande Wiklefs zahlreiche Anhänger fand, blieb Heinrich Viii. der katholischen Lehre treu und schrieb sogar gegen Luther ein Buch, worin er die sieben Sakramente in einer äußerst derben Weise verteidigte. Darin wird Luther ein greulich höllischer Wolf, eine giftige Schlange, ein Gehilfe des Teufels genannt. Luther antwortete in gleicher Weise und nannte Heinrich Viii. einen Lügenkönig rc. Der Papst schenkte übrigens dem Könige für seinen bewiesenen Eifer den Ehrentitel „Verteidiger des Glaubens". Demungeachtet entzweiten sich beide bald darauf. Heinrich Viii. war nämlich schon achtzehn Jahre mit der Witwe seines Bruders, Katharina von Aragonien, vermählt, welche eine Tochter Ferdinands des Katholischen von Spanien und eine Tante Karls V. war. Nun ist die Ehe mit der Schwägerin nach dem Kirchenrecht eine verbotene, aber der Papst hatte den nötigen Dispens gegeben und Heinrichs Verheiratung mit Katharina gestattet. Als diese jedoch alt geworden war, gab der König, welcher die Hofdame seiner Frau, Anna Boleyn, liebte, auf einmal vor, die geschlossene Ehe mit der Schwägerin mache ihm Gewissenszweifel, und begehrte vom Papste die Scheidung. Der Papst willfahrte dem Könige nicht, weil er dem Kaiser Karl große Verpflichtungen schuldete. Dagegen sprachen sich die berühmtesten Rechtslehrer und die Bischöfe Englands für die Scheidung aus. Jetzt beschloß Heinrich, sich und sein Land vom Papste loszusagen. Er veranlaßte 1534 die Geistlichkeit zu einer Erklärung, daß sie den König als alleiniges Oberhaupt der englischen Kirche anerkenne, soweit es nach
*) Die Häuser Tudor und Stuart.
Heinrich Vii., Tudor 1485—1509.
Heinrich Viii. 1509—1547. Margarete,
—■ Gem. Jakobs Iv. von Schottland
Maria Elisabeth Eduard Vi. |
die Katholische 1558—1603. 1547—1553. Jacob V. f 1542
1553-1558. |
Maria Stuart f 1587.
I
Jacob Vi. von Schottland, von 1603-1625 König in Großbritannien.
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§ 3, 4. England im Zeitalter der Reformation.
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Tod, weil sie im Widersprüche mit Heinrichs Lehren befunden wurden.
Eduard Vi. (1 5 4 7 — 1 5 5 3). Auf Heinrich Viii. folgte ohne Widerrede der neunjährige Eduard Vi., Heinrichs Sohn von Johanna Seymour. Eine Regentschaft, welche für den unmündigen König die Geschicke des Landes leitete, war der Reformation geneigt, und darum konnte der Erzbischof Cranmer die Messe, das Eölibat und die lateinische Sprache beim Gottesdienst beseitigen und ein neues Bekenntnis in 42 Artikeln gegen den Papst, gegen die Überlieferung (Tradition), Messe, Brotverwandlung, Fegfeuer, Anrufung der Heiligen und Verehrung der Bilder durch das Parlament bestätigen lassen. Eduard Vi. war auf seinem Sterbebette von seinem Vormund, dem ehrgeizigen Grafen von Northumberland, beredet worden, das Testament Heinrichs Viii. dahin abzuändern, daß statt Eduards katholischer Schwester Maria, welche eine Tochter Katharinas von Aragonien war, die mit seinem jüngsten Sohne Lord Guildsord Dudley vermählte, protestantisch gesinnte 17jährige Johanna Gray, eine Urenkelin Heinrichs Vh., auf dem Throne folgen solle. Die edle und hochgebildete Frau willigte endlich mit Thränen in diese ungerechte Erhebung. Maria aber, welche durch die Zusicherung, niemanden in seinem Glauben stören zu wollen, das Volk schnell auf ihre Seite gebracht hatte, hielt ihren Einzug in London und ward als Königin ausgerufen, da der Adel den herrsch-süchtigen Northumberland haßte und die gesetzmäßige Erbfolge nicht abändern wollte. Johanna zog sich nach einer Herrschaft von 10 Tagen ins Privatleben zurück.
Maria (1553 — 1558), welche 1554 den zwölf Jahre jüngeren König Philipp Ii. von Spanien geheiratet hatte, begann nun eine greuelhafte Verfolgung der Ketzer. Ihre Mutter war eine strenge Papistin gewesen, ihr Gemahl durch Ketzerversolgungen und Auto da sss berüchtigt. An allen Orten des Königreichs loderten Scheiterhaufen für die Ketzer empor, und 279 Protestanten, darunter 35 Frauen und vier Kinder, fanden ihren Tod in den Flammen. Zu den Opfern gehörte auch der greise Erzbischof Cranmer, welcher, durch lange Kerkerhaft niedergebeugt, anfangs die evangelische Lehre widerrufen hatte, zuletzt aber sich ermannte und mit großer Freudigkeit den Widerruf zurücknahm, um den qualvollen Feuertod zu erleiden. Auch Guildford Dud ley und Johanna Gray starben von der Hand des Henkers. Von ihrem Gemahl verlassen und vom Volke gehaßt, starb die Königin Maria 1558, nachdem sie
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Extrahierte Ortsnamen: England Northumberland Aragonien London Northumberland Spanien
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Erste Periode der Neuzeit.
zur Abstellung derselben ein Konzil. Ein Reichstag, welcher aber nicht zu stände kam, sollte entscheiden, wie es bis zum verlangten Konzil mit dem Gottesdienste zu halten sei.
6. Kaiser Karl Y. und Franz I. von Frankreich.
Man sollte eigentlich erwarten, daß es einem so mächtigen Herrn, wie Karl V. war, in dessen Reiche die Sonne nicht unterging, ein Leichtes gewesen sei, die neue Lehre mit Gewalt der Waffen im Keime zu unterdrücken; allein die günstige Verkettung der Zeitverhältnisse förderte die Reformation und ließ sie feste Wurzel fassen.
Noch minderjährig hatte Karl (geb. 1500 zu Gent) die reichen Niederlande als väterliches Erbe*) erhalten. Nach dem Tode seines mütterlichen Großvaters, Ferdinands des Katholischen, wurde er 1516 Herr der vereinigten spanischen Monarchie nebst Neapel und Sizilien, ferner der neu entdeckten Länder und Inseln Amerikas. Beim Eintritt in das Mannesalter erbte er 1519 die habsburgisch-ö st retchtfchen S ta aten, und durch die Wahl der Kurfürsten 1519 siegte er über seinen Gegner Franz I. bei der Bewerbung um die deutsche Kaiserkrone. Karl war von schwächlichem Körperbau und frühzeitig von Krankheit, besonders von Gicht abgezehrt; der melancholische Ausdruck seines Gesichtes ließ den regen Geist nicht ahnen, der in ihm wohnte. Er war ein Mann von seltener Klugheit, von feinem, verschlagenem Wesen und unermüdeter Thatkraft ; groß im Kabinet als kluger Ordner der Staatsgeschäfte und tapfer im Felde als Führer der Heerscharen. Alle Fäden der Politik hielt er in seiner Hand und lenkte sie nach seinen in schweigsamer Seele verschlossenen Plänen, bei deren Ausführung ihm jedes Mittel, selbst Falschheit und Wortbrüchigkeit, dienen mußte.
*) Kaiser Maxim. I. — Maria v. Burgund. Ferd. v. Arag. u. Jsab. v. Kastilien
f 1519. + 1516. f 1504.
Philipp I. der Schöne---------------- Johanna die Wahnsinnige.
j 1506.________________________________ f 1555.
Kaiser Karl V. 1519—1556, Kaiser Ferdinand I. Maria, als König Karl I. v. Spanien 1556 — 1564. vermählt mit
1516 —1556 (f 1558). vermählt mit Ludwig 11.
| Anna von Böhmen von Ungarn.
Philipp Ii. von Spanien. | -j- 1526.
1556—1598. Kaiser Maximilian Ii.
1564-1576.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Y Karl Franz_I._von_Frankreich Franz_I. Karl_V. Karl_V. Karl_( Karl Ferdinands Franz_I. Karl Karl Maria Maria Philipp_I. Johanna Karl_V. Karl_V. Ferdinand_I. Maria Maria Karl_I. Ludwig 11.
| Anna von Böhmen Ludwig Philipp_Ii Philipp Maximilian_Ii Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sizilien Amerikas Burgund Kastilien Spanien Ungarn Spanien